Wir stellen vor: Anbieter und Initiativen für die Reerdigung

Die erste Reerdigung, auch bekannt als „natural organic reduction“, kurz NOR, wurde 2019 von der Pionierin Katrina Spade in den USA durchgeführt. Seitdem haben sich jenseits des Atlantik einige NOR-Anbieter der nachhaltigen Bestattungsform verschrieben. Doch auch in Europa formieren sich immer mehr Initiativen für die Einführung der Reerdigung – einen Begriff, den der erste europäische Anbieter MEINE ERDE geprägt hat. Hier möchten wir Ihnen die Wegbereiter vorstellen.

Die Pioniere der „natürlichen organischen Reduktion“ weltweit

Anbieter in Europa

Foto © MEINE ERDE (Circulum Vitae GmbH)

MEINE ERDE

Der europäische Pionier für die neue, ökologische Bestattungsform „Reerdigung“ heißt MEINE ERDE. Gemeinsam mit ihrem Team arbeiten die beiden Gründer Max Hüsch und Pablo Metz daran, die Reerdigung in Deutschland für alle Menschen, die sich diese nachhaltige Bestattungsalternative wünschen, verfügbar zu machen.
Die erste Reerdigung fand im Februar 2022 in Mölln, in Schleswig-Holstein, statt. Inzwischen eröffnete MEINE ERDE ein zweites Alvarium – der Ort, an dem Reerdigungen stattfinden – in einer Kapelle auf dem Kieler Parkfriedhof Eichhof. Mit dem Kokon der zweiten Generation, der noch ressourcenschonender hergestellt wird, plant das Unternehmen, weitere Standorte zu eröffnen. Eine Reerdigung kostet 2.900 € (inkl. MwSt.) und kann als MEINE ERDE-Vorsorge direkt beim Anbieter abgeschlossen werden.

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MEINE ERDE

Anbieter in den USA

Foto © Earth Funeral Group, Inc

Earth Funeral

Der Anbieter Earth Funeral wurde im August 2020 von Tom Harries und Richard Benton gegründet und betreibt Niederlassungen in zwei US-Bundesstaaten (Oregon und Washington). Bald soll das Angebot auch in Utah, New Mexico, Idaho und Kalifornien verfügbar sein. Mit über 70 Angestellten und 78 „Vessels“ genannten Reerdigungsgefäßen kann Earth Funeral bereits eine große Anzahl an Reerdigungen durchführen. Teil des als „Soil Transformation“ bezeichneten Prozesses ist auch die Anpflanzung von fünf neuen Bäumen und die Rücksendung eines Teils der neuen Erde an die Angehörigen. Der Preis für die Reerdigung unterscheidet sich je nach Region und liegt bei etwa 4.000 $.

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Earth Funeral
Foto © Herland Forest

Herland Forest

Der im US-Bundesstaat Washington angesiedelte Friedhof Herland Forest hat sich seit seiner Gründung 2009 auf natürliche Bestattungsformen spezialisiert. Seit Dezember 2020 führt Herland Forest auch die als „Natural Organic Reductions“ bezeichnete Bestattungsform Reerdigung durch, derzeit zum Preis von 4.000 $. Beim Abschluss einer Bestattungsvorsorge mit Herland Forest, können Vorsorgende einen „Guardianship“-Status erhalten: Damit können sie bei der Fortentwicklung des Herland Forest- Friedhofs beratend mitwirken. Die naturnahe Philosophie und das große Netzwerk an Partnerschaften machen Herland Forest zu einem Vorreiter der Reerdigung in den Vereinigten Staaten.

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Herland Forest
Foto © Recompose

Recompose

Der im US-Bundesstaat Washington angesiedelte Anbieter Recompose gilt als weltweiter Pionier. Recompose wurde 2017 von Katrina Spade gegründet und bietet seit Dezember 2020 „Human Composting“ genannte Reerdigungen an. Als „public-benefit corporation“ ist der Status von Recompose zwischen dem eines profitorientierten Unternehmens und dem einer Non-profit-Organisation einzuordnen. Für die kommenden Jahre kündigte das Unternehmen an, die neue Bestattungsmethode auch in den US-Staaten Colorado (2023) und Kalifornien (2027) anbieten zu wollen. Die als Gesamtpaket angebotene Reerdigung wird mit 7.000 $ bepreist, für die auch monatliche Ratenzahlungen möglich sind.

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Recompose
Foto © Return Home

Return Home

Seit Juni 2021 bietet Return Home Reerdigungen unter dem Namen „Terramation™“ an. Das Unternehmen wurde 2019 von Micah Truman gegründet und ist in den US-Bundesstaaten Washington und Oregon aktiv. Mittlerweile betreibt Return Home über 72 „Vessels“ genannte Reerdigungsgefäße. Neben einem Gesamtpaket für 4.950 $ werden auch verschiedene Einzelleistungen angeboten. Die Webseite führt eine Übersicht zur Gesetzeslage der Reerdigung in den verschiedenen US-Bundesstaaten auf.

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Return Home
Foto © The Natural Funeral

The Natural Funeral

Neben anderen Bestattungsformen bietet The Natural Funeral auch Reerdigungen unter dem Namen „Body Composting“ an. Reerdigungen des im September 2021 gegründeten Unternehmens sind in ausgewählten Bestattungsinstituten im US-Bundesstaat Colorado verfügbar. Aktuell entwickelt das Unternehmen bereits die dritte Generation von „Vessel“ genannten Reerdigungsgefäßen. Die Reerdigung bei The Natural Funeral dauert etwa drei bis vier Monate. The Natural Funeral unterhält Partnerschaften mit Non-Profit-Organisationen, die sich für grüne und verbraucherschutzfreundliche Bestattungsmethoden einsetzen.

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The Natural Funeral

Europäische Mitstreiter:innen für die Einführung der Reerdigung

Dänemark – Formuldning

Foto © Formuldning

Der eingetragene Verein „Formuldning” wurde im Februar 2024 in Dänemark gegründet und hat seinen Sitz in Aarhus. Ins Leben gerufen wurde er von einer Bestatterin und einer Studentin sowie weiteren Mitstreiter:innen. Ziel des Vereins ist die Legalisierung der Bestattungsform „Formuldning” (übersetzt: „Umformung”), wie die Reerdigung in Dänemark genannt wird. Dabei stellen die beiden Gründerinnen in erster Linie die ökologischen Aspekte einer fossil- und chemiefreien Bestattungsform in den Vordergrund und setzen sich für die Wahlfreiheit der Däninnen und Dänen auch bei der letzten Entscheidung ein. Mit Aufklärungskampagnen und der Unterstützung von weiterer Forschung will der wachsende Verein Reerdigung in Dänemark voranbringen.

www.infoformuldning.dk

Frankreich – Humo Sapiens

Foto © Humo Sapiens

Die Initiative „Humo Sapiens“ ist seit 2021 ein eingetragener Verein. Nach dem Vorbild der USA möchte Humo Sapiens die „Terramation“ in Frankreich bekannt machen. Dabei hat der Verein sich zum Ziel gesetzt, die sozialen, technischen und rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, um eine nachhaltige Bestattungsform in Frankreich zu ermöglichen. Zum Tätigkeitsbereich von Humo Sapiens gehören Aufklärung, Öffentlichkeitsarbeit bei den Behörden sowie Forschung und Entwicklung zu ethischen, sozialen und technischen Fragen der Reerdigung. Humo Sapiens hat zum Beispiel eine Befragung durchgeführt, die ein großes Interesse in der französischen Gesellschaft gegenüber der „Terramation“ offenbart hat (Befragung Humo Sapiens). Beim Einsatz für die Verbreitung der Reerdigung in Frankreich orientiert sich Humo Sapiens an einer eigenen Ethikcharta. Folgende Werte prägen das Engagement von Humo Sapiens: die Hoffnung, eine bessere Zukunft aufzubauen; der Mut, unsere Lebensweise auf der Erde zu hinterfragen; der Wille, als Kollektiv zu handeln, in Demut und mit Respekt gegenüber anderen Ansichten und Bräuchen innerhalb der Bestattungskultur.

www.humosapiens.fr

Niederlande – Stichting Veraarden

Foto © Cees Wouda

Die Stichting Veraarden wurde 2023 in den Niederlanden gegründet und setzt sich für die Legalisierung und Verbreitung der Reerdigung (niederländisch »Veraarden«) ein. Die Stiftung arbeitet dabei mit verschiedenen Akteur:innen aus der Bestattungsbranche, Regierung und Wissenschaft zusammen zu wichtigen Themen rund um die Reerdigung: So organisiert sie Webinare und Veranstaltungen, um über die Technik, die Bestattungsrituale, die Idee und die Praxis der Reerdigung aufzuklären. Die Stichting Veraarden wirkt darauf hin, mithilfe dieses vielfältigen Engagements die regenerative Bestattungsform Reerdigung bald auch in den Niederlanden zu ermöglichen.

www.veraarden.nl

Schweiz – Werde Erde

Foto © Werde Erde

Werde Erde ist ein gemeinnütziger Verein in der Schweiz, der 2022 von einer Umweltwissenschaftlerin, einer Rechtsanwältin und einer Trauerbegleiterin gegründet wurde. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, über die ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der verschiedenen Bestattungsformen aufzuklären und zur Legalisierung der Reerdigung in der Schweiz beizutragen. Werde Erde bietet eine Plattform für den Austausch zu wissenschaftlichen, kulturellen, rechtlichen und politischen Themen in Bezug auf die neue Bestattungsform. Denn auch in der Schweiz soll eine ökologisch verträgliche und zukunftsfähige Bestattungskultur gefördert werden.

www.werde-erde.ch

Tschechien – Poslední stopa

Foto © Poslední stopa

Poslední stopa („der letzte Fußabdruck“) ist eine junge gemeinnützige Initiative, die neue umweltfreundliche Bestattungsformen in Tschechien einführen möchte. Dabei verfolgt Poslední stopa den Leitgedanken, dass das Recht auf Selbstbestimmung auch bei der Bestattung möglichst weitreichend gelten sollte. Der Verein setzt sich in der Politik dafür ein, umweltfreundliche Bestattungsformen wie die Reerdigung gesetzlich zu ermöglichen. Im vielseitigen Team von Poslední stopa haben sich Fachleute aus dem Bestattungswesen, Design, Architektur und Recht zusammengeschlossen und verschiedene Perspektiven auf nachhaltige Bestattung vereint. Im Oktober 2023 stellte die Initiative in einer audio-visuellen Ausstellung in Brno, Tschechien, ihr Konzept eines „Friedhofs der Zukunft“, der Ökologie, Kulturlandschaft und nachhaltige Bestattungsformen vereint, den kritischen Stimmen einer traditionellen Bestattungsbranche gegenüber.

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